Newsletter vom April 2020

Liebe Freunde und Patienten unserer Praxis,

mein letzter Newsletter zum Chinesischen Neujahr scheint gefühlt schon Jahre her, soviel ist in den letzten zwei Monaten passiert.

Ich selbst musste mich aufgrund von ernsthafteren Problemen mit einer alten Unfallverletzung in chirurgische Behandlung begeben. Während ich im Bett liegend wieder einmal am eigenen Leib die gute Wirkung der Kombination von westlicher und Chinesischer Medizin erfahren durfte, beobachtete ich im regen Austausch mit meinen Freunden in China voller Sorge die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2, dem neuartigen Coronavirus, der die jetzige Pandemie verursachte. Ich bin sicher, dass so mancher von Ihnen es leid ist, in welchen Medien auch immer beständig mit Neuigkeiten – meist Schreckensbotschaften – über die Entwicklung dieser Seuche traktiert zu werden. Deshalb bitte ich jetzt schon um Entschuldigung, dass sich mein Newsletter ebenfalls hauptsächlich um diesen neuen Virus und um die von ihm ausgelöste Krankheit Covid-19 drehen wird. Ich verspreche Ihnen aber, dass einige von den Informationen, die ich Ihnen geben will, vielleicht auch für Sie neu sein werden.

Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass ein wichtiges Spezialgebiet der Chinesischen Medizin die Bekämpfung von Seuchen ist. Seuchen suchten China als frühe Hochkultur mit bevölkerungsreichen Städten schon seit vielen tausend Jahren heim. Deshalb war deren Bekämpfung als damals einziges Heilverfahren ein wichtiges Thema der Chinesischen Medizin. Zhang Zhongjing, einer der berühmtesten Ärzte in der Geschichte Chinas, hat schließlich ein Behandlungssystem zur Behandlung fieberhafter Epidemien entwickelt, das von den folgenden Generationen ausgefeilt wurde und bis heute erfolgreich eingesetzt wird.

Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass eines der wirkungsvollsten Arzneimittel zur Prophylaxe und Behandlung von Malaria aus diesem alten Schatz der Chinesischen Medizin hervorgegangen ist. Die chinesische Wissenschaftlerin Tu You You isolierte 1971, den Beschreibungen in alten Schriften der Chinesischen Medizin folgend, aus der Heilpflanze Artemisia annuae den Wirkstoff Artemisinin, mit dem sie Millionen Malariapatienten in Entwicklungsländern das Leben rettete und deshalb 2015 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde.

Aber kennen Sie auch die sehr interessante Studie über die Prävention von SARS 2003 bei Ärzten und Therapeuten der Gesundheitseinrichtungen in Hongkong? Durch die Einnahme einer speziellen Heilkräutermischung konnte damals die Infektionsrate des medizinischen Personals beeindruckend gesenkt werden.

Mich verwunderte es deshalb nicht, als ich im Bett liegend mit den Experten aus China chattete, von diesen zu erfahren, dass zur Bekämpfung des Nachfolgers von SARS, dem Virus SARS-CoV-2, bereits im Januar diesen Jahres Chinesische Medizin eingesetzt worden sei. Diesmal sei der Erfolg so deutlich gewesen, dass von der chinesischen Gesundheitsbehörde Anfang Februar offiziell die integrierte Behandlung, das heißt die Kombination von Schulmedizin und Chinesischer Medizin, empfohlen worden sei. Pilotstudien hätten nämlich gezeigt, dass die Erkrankungsdauer und -schwere positiv beeinflusst werde. Natürlich bin ich vorsichtig mit offiziellen Informationen aus China, zu oft ist ein großer Teil Propaganda, aber meine Freunde in China, mit denen ich auch sehr offen über die Missstände in China sprechen kann, bestätigten unisono diese Berichte. Sehr beeindruckte mich Prof. Zhang Boli, einer der in China angesehensten Kräuterexperten aus meiner Kooperationsklinik in Tianjin, der im Epizentrum der Pandemie in Wuhan eigens eine Klinik für Chinesische Medizin aufbaute, die er – obwohl schon im fortgeschrittenen Alter – selbst vor Ort leitete. Mittlerweile ist er wieder wohlbehalten aus Wuhan zurückgekehrt und wird als Held gefeiert. Es wird berichtet, dass keiner seiner Mitarbeiter und seiner weit über 300 Patienten an Covid-19 verstorben sei. In China geht man mittlerweile davon aus, dass die Eindämmung der Seuche trotz der Quarantänemaßnahmen ohne den konsequenten Einsatz der Chinesischen Medizin nicht in so kurzer Zeit gelungen und die Letalität wohl noch deutlich höher gewesen wäre. Nach offiziellen Angaben hätten über 90 Prozent der Covid-19 Patienten in China diese ergänzende Therapie erhalten. Dabei ist ein riesiger Datenschatz gesammelt worden, auf dessen weitere wissenschaftliche Auswertung ich schon gespannt warte.

Obwohl ich noch keine wissenschaftlichen Arbeiten dazu aus Europa oder den USA finden konnte, gibt es bereits einige sehr interessante Studien aus China. Falls Sie gerne mehr Informationen zu diesen und den von mir bereits kurz vorgestellten Studien hätten, freue ich mich, Sie auf die Website www.tcm-covid19.org/ verweisen zu dürfen, die von in der Chinesischen Medizin sehr versierten Kollegen und auch mit meiner Mitarbeit erstellt wurde. Hier finden Sie außerdem viele weitere Informationen zu Covid-19 aus Sicht der Chinesischen Medizin, sowie die wichtigsten Kräuterrezepturen und Strategien zur Prophylaxe und Behandlung.

Am Mittwoch, 15. April 2020, 19.00 Uhr werde ich für die Akademie für Naturheilverfahren ein Webinar halten zum Thema: Welche Kräuter und Vitalpilze können unsere Abwehrkräfte jetzt stärken? Dabei werde ich ebenfalls die neuen Erkenntnisse aus China genauer vorstellen. Ich würde mich über ihre Teilnahme sehr freuen. Anbei der Link zur Anmeldung:

www.akademie-naturheilkunde.at/webinartermine-im-ueberblick/

Falls es Ihnen zeitlich nicht passt, berate ich Sie natürlich gerne individuell telefonisch oder per Videochat. Bitte haben sie Verständnis, dass wir Sie zu Ihrer Sicherheit in unserer Praxis persönlich nur in begründeten Fällen und nach vorheriger telefonischer Absprache empfangen können. Trotz der vielen therapeutischen Möglichkeiten unseres hocheffektiven Gesundheitssystems und der Unterstützung durch traditionelle Heilverfahren sind zurzeit leider immer noch die wirksamsten „Medikamente“ gegen diese Pandemie Hygiene und soziale Distanz. Den sozialen Abstand einzuhalten, fällt mir wie wahrscheinlich auch Ihnen besonders schwer und fordert zunehmend meine Geduld.

Aber vielleicht endet diese für viele von uns so schwierige Zeit früher als allgemein angenommen wird. SARS-CoV-2 ist ein RNA Virus. RNA Viren mutieren häufig. Und das könnte dazu führen, dass ähnlich wie bei der SARS Pandemie 2003 die Symptome aufgrund für den Menschen positiver Mutationen schwächer werden und schließlich keine Gefahr mehr für den Menschen darstellen. Viren passen sich nämlich ihrem Wirt an und haben keinen Nutzen, wenn dieser zu sehr geschädigt wird. SARS verschwand damals einfach nach sechs Monaten. Hoffen wir, dass sich auch SARS-CoV-2 so verhält.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen möglichst viel Energie und innere Gelassenheit, damit Sie die nächsten Wochen weiterhin gut durchhalten und in dieser besonderen Situation vielleicht sogar auch wohltuende Erfahrungen machen können.

Frohe Ostern!

Ihr Thomas Neuerer